Mit der Star begann der Motorradbau
Den bekannten deutschen Maschinen reiht sich das von Ing. H. F. Günter konstruierte Star- Rad würdig an. Es ist mit einem 3 PS Zweizylindermotor mit gegenüberliegenden Zylindern, Lamellenkupplung und Dreiganggetriebe ausgerüstet. Die Kraftübertragung vom Motor zum Getriebe und von da zum Hinterrad erfolgt durch Ketten.
Für den Motor (Abb. 60) von 61 mm Bohrung und 67 mm Hub ist die liegende Anordnung der Zylinder gewählt, um einen möglichst günstigen Massenausgleich zu erhalten. Sämtliche Ventile sind gesteuert und gekapselt, dabei aber leicht zugänglich und nachstellbar. Die Schmierung erfolgt durch eine mechanisch angetriebene Ölpumpe, deren Leistung während der Fahrt von Hand verstellt werden kann, weshalb eine Handpumpe überflüssig ist. Eine solche ist aber trotzdem zur Füllung des Kurbelgehäuses mit Frischöl angeordnet. Das Getriebe besitzt drei Gänge und ist vom Motor unabhängig an einer Brücke befestigt. Die Übersetzungsverhältnisse sind 1 : 5, 1 : 8 und 1:11,5. Damit ist das Fahren im Schrittempo wie in 65 km Geschwindigkeit möglich. Erwähnenswert ist, daß bei direktem Gang die bei anderen Getrieben mitlaufende Hilfswelle ausgeschaltet ist. Zum Schalten dient ein kräftiger Schalthebel, ähnlich wie beim Auto. Wesentlich ist, daß nur nach vorherigem Auskuppeln geschaltet werden kann, wodurch ein Beschädigen der Zahnräder unmöglich ist. Das Kupplungspedal befindet sich an der linken Seite des Rades. Die Kupplung ist eine Korklamellenkupplung, die ein vollkommen stoßfreies, sanftes Anfahren gestattet. Neuartig ist der Brennstoffbehälter, der sattelförmig über dem oberen Rahmenrohr ohne jede Schraube oder Schelle befestigt ist. Über dem Behälter ist der Werkzeugkasten angeordnet von welchem ein Teil als Brennstoffeinguß ausgebildet ist. Die Demontage des Hinterrades ist außerordentlich einfach. Man hat nur nötig, eine Mutter abzunehmen und die Achse herauszuziehen, um das Hinterrad, ohne daß der Antriebsmechanismus, die Bremsen oder Sonstiges gelöst zu werden braucht, herausnehmen zu können. Es läßt sich dann ohne Weiteres mit dem Vorderrad auswechseln. Der Rahmen ist ein Rohrrahmen. Der Sitz ist sehr niedrig gehalten, wodurch nicht nur das Fahren erleichtert wird, sondern auch der Schwerpunkt außerordentlich günstig gelegt wird. Das Vorderrad besitzt Blattfederung, von einer Abfederung des Hinterrades ist aus praktischen Gründen Abstand genommen worden. Anerkennenswert ist die weitgehende Normalisierung der Gewinde und Muttern am Rad. Es kommen nur 6 Maulbreiten zur Verwendung, so daß drei Schlüssel und ein Schraubenzieher genügen, um das Rad demontieren zu können. Das Star- Motorrad wird von den Deutschen Werken A.G., Werk Spandau hergestellt. Auszug aus: Das Motorrad, sein Bau und seine Behandlung von Walther Vogelsang 1921